Diese Geschichten sind quer und schräg, und deshalb originell und innovativ, weil sie den Muff überlieferter, kaum hinterfragter Gewissheiten durch Phantasie und Witz beseitigen und in neuem Glanz erscheinen lassen. Günther Pallaver Wenn Südtirol der Nabel der Welt ist, dann müssen seine Dörfer und Städte folgerichtig die Leberflecke sein. Da nun der Autor dieses eigenwilligen Streifzuges durch diesen angeblich besonders be- und geliebten Landstrich weder amtlich geprüfter Landeskundler noch Geograf oder Historiker, sondern ein Dichter ist, müssen sich die Leser:innen dieser Seiten nicht vor langatmigen Erklärungen fürchten. Ganz im Gegenteil: Man darf sich auf einen leichtfüßigen Spaziergang durch die Hauptorte der 116 Südtiroler Gemeinden freuen, im Laufe dessen Zemmler den geneigten Leser:innen so einige Fakten der alternativen Sorte aufzeigt, die ein vielleicht weniger erhellendes, wohl aber erheiterndes Licht auf die Entstehungsgeschichten der Orte beziehungsweise der Ortsbezeichnungen werfen. Dass Jörg Zemmler Politikwissenschaften studiert hat und sich also mit Symbolik und Ideologie auskennt, hindert ihn überhaupt nicht daran, das Zugehörigkeitskonstrukt, welches unsere Nabelschau ja letztendlich ist, mit unschuldiger Leichtigkeit zu entlarven. "So sei's", heißt es in einer Seiser Sage, bevor Wasser über dem Dorf ausgekippt wird und dessen Schicksal besiegelt, wurde dem Autor in der Volksschule erzählt. Wer hat sich diese Geschichte ausgedacht, und wann? Gibt es einen wahren Kern? Vielleicht könnte dieser wahre Kern eine Überschwemmung sein, die in der Vergangenheit wirklich einmal stattgefunden hat? Aber dieses Auskippen ist natürlich absurd, und das ist auch das Stichwort, das zur Entstehung dieses amüsanten Buches geführt hat.